Meine Geschichte
von Redaktion
Mein Name ist Martin Spangenberg. Ich bin tätig als Servicekraft im Gast Hof Grün, einem Werkstattbetrieb der gpe gGmbH in der Mainzer Neustadt.
Hier gehört es zu meinen Aufgaben, bei Beginn um 8.30 Uhr die Tische aufzustellen und hygienisch herzurichten, sowie Bankgänge zu erledigen, Lebensmittel in den Supermärkten und Brot und Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Um 9.30 Uhr öffnet der Gast Hof, der aber wegen der derzeitigen Situation nur in einem kleinen Außenbereich auf dem Bürgersteig und nicht in den Räumlichkeiten selbst betrieben werden kann.
Diese regelmäßige Arbeit bringt mir sehr viele kognitive Vorteile. Ich muss mich ständig an getroffene Vereinbarungen halten, was mein Pflichtbewusstsein enorm gesteigert hat.
Vor meiner medizinischen Diagnose der Multiplen Sklerose (MS) im Jahr 2013 habe ich mein Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Universität zu Mainz erfolgreich abgeschlossen und meinen ersten Beruf als Redakteur in einem Verlag angetreten.
Doch dann kam es zu einem ersten Schub, der so einschneidend war, dass ich zu Beginn im Rollstuhl sitzen musste, was sich aber innerhalb weniger Wochen wieder gebessert hat.
Meine neurologische Erkrankung wird auch als „Krankheit mit den tausend Gesichtern“ bezeichnet, da die körperlichen und kognitiven Auswirkungen ganz unterschiedlich sein können. So sitzen einige meiner betroffenen Bekannten im Rollstuhl, sind aber geistig vollkommen uneingeschränkt, während mir körperlich rein gar nichts fehlt, aber mein Kurzzeitgedächtnis und der Orientierungssinn sehr zu wünschen übriglassen. Da sich dieses Problem nur sehr geringfügig gebessert hat, bin ich auf das Verständnis und die zeitweilige Mithilfe meiner Kollegen und Freunde angewiesen.
Mein damaliger Arbeitgeber hat mir, der ich noch in der Probezeit war, verständlicherweise schnell gekündigt, da ich überhaupt nichts mehr zu meiner Arbeit als Redakteur beitragen konnte und nur dort erschienen bin, um neue Krankschreibungen abzugeben.
So stand ich ohne Beschäftigung da, und hatte nur eine ehrenamtliche Anstellung beim Bücherdienst an der Uniklinik Mainz. Diese Arbeit füllte mich jedoch überhaupt nicht aus, was meine mich damals betreuenden Eltern auf die Idee brachte, mich bei der gpe anzumelden.
„Wo soll ich bitte hin? In eine Werkstatt für behinderte Menschen? Das kann doch nicht euer Ernst sein“, habe ich damals meinen Eltern gegenüber gedacht. Ich wollte einfach nicht einsehen, wie schlecht es kognitiv um mich stand, weshalb diese Zeit gut und nötig war.
Gerade mache ich ein Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit der gpe, eine Aufgabe die mich fördert und fordert. Ich werde eingesetzt um Artikel zu schreiben, einen Blog zu unterhalten und die gpe auf Facebook bekannter zu machen.