Deutsch-israelische Kooperation im Dienst der Inklusion

Am Donnerstag, dem 31. Januar 2019, unterzeichneten Irad Eichler, Gründer von Shekulo Tov in Israel, und Michael Hamm, Aufsichtsratsvorsitzender der gpe Mainz, einen Kooperationsvertrag, der den regelmäßigen Austausch und die Zusammenarbeit der beiden Organisationen besiegelt. Shekulo Tov setzt sich genauso wie die gpe mit innovativen Konzepten für die Eingliederung von Menschen mit psychischer Erkrankung in den allgemeinen Arbeitsmarkt und für deren gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft ein. In ihrem Vertrag geloben die beiden Organisationen, dabei eine bahnbrechende Rolle in ihren jeweiligen Ländern einzunehmen. Sie wollen in gemeinsamen Projekten voneinander lernen, Fachwissen austauschen und bei der Entwicklung und Einführung innovativer, kreativer Ansätze zusammenarbeiten.

Die Kooperation bahnte sich Ende 2017 an, als Delegierte von Shekulo Tov während einer Informationsreise durch Deutschland die gpe besuchten. „Wir waren sofort auf einer Linie“, erinnert sich gpe-Geschäftsführer Jörg Greis. „Das betrifft die Wertschätzung von Menschen mit Behinderung genauso wie die Ideen und Konzepte unserer beiden Organisationen.“ 2018 reisten Mitarbeitende der gpe zum Gegenbesuch nach Israel, und schon bald darauf fand in Mainz das erste gemeinsame Fachkräfteseminar statt. Die Gäste von Shekulo Tov stellten darin ihr einzigartiges integratives Modell vor, bei dem ein Job-Coach den Weg eines jeden Klienten vom ersten Tag an begleitet. Mit dieser und weiteren selbst entwickelten Methoden gelingt es Shekulo Tov, 25 Prozent der Beschäftigten aus geschützten Einheiten in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.

Shekulo Tov wurde 2005 in der Stadt Lod gegründet und ist heute mit Projekten und Initiativen in ganz Israel vertreten. Insgesamt begleitet die Gruppe mehr als 6.000 Menschen mit Behinderung. Shekulo Tov leistet berufliche Bildung, bietet unterstützte Arbeitsmöglichkeiten und Freizeitprojekte, die der häufig beobachteten Vereinsamung von psychisch erkrankten Menschen entgegenwirken. Zu den Rehabilitationsangeboten gehören unter anderem produzierende Werkstätten mit einem angegliederten Vertriebsnetz für hochwertige Geschenkartikel, der Verkauf von Secondhandbüchern über Läden und per Internet, ein Studio für die Entwicklung personalisierter Spiele, eine Ladenkette für Secondhandkleidung, ein Café und ein Hundeausführservice.

„Wir können unglaublich viel von den Kolleginnen und Kollegen in Israel lernen, sie leisten beispielhafte Arbeit“, findet Jörg Greis. „Die Ausdauer, mit der sie Menschen mit Behinderung begleiten und motivieren, ist genauso beeindruckend wie ihre hochachtungsvolle Art, aufeinander zuzugehen.“ Der nächste Austausch ist bereits in Vorbereitung.

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.