Kampagne „Gib's weiter“ startet im Mollywood

Höfken: „Weitergabe von Kleidung schützt unser Klima“

Die Textilproduktion hat sich seit 2002 verdoppelt: Rund 60 Kleidungsstücke pro Jahr kaufen sich Bürgerinnen und Bürger in Deutschland durchschnittlich – tragen diese jedoch nur halb so lang wie noch vor 15 Jahren. „Das schnelllebige Kaufverhalten wird auch durch große Modemarken forciert, die jährlich bis zu 24 Kollektionen auf den Markt bringen. Die Konsequenz: Die Haltbarkeit der Textilien verringert sich, die Verkäufe steigen. Deshalb sind auch wir Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt, umzudenken“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken heute im Secondhand-Laden Mollywood in Mainz. Dort hat sie den offiziellen Startschuss für die Erweiterung der Mehrwegkampagne „Müll nicht rum“ um den „Non-Food-Bereich“ gegeben.

„Secondhand-Läden leisten einen zentralen Beitrag zur Abfallvermeidung und damit zum Klimaschutz. Sie verkaufen Kleidungsstücke für einen erschwinglichen Preis weiter, die noch in einem guten Zustand sind“, erläuterte Höfken und bedankte sich bei dem Kooperationspartner, der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen, für ihr Engagement bei den Themen Müllvermeidung und Klimaschutz.

Ideale Kombination: umweltfreundlich und sozial

Im Mollywood wird gespendete Frauenoberbekleidung in großen Größen aufgearbeitet und verkauft, dazu die passenden Taschen und Accessoires. Mit dem Nachhaltigkeitsaspekt verknüpft ist eine sozial-inklusive Dimension: Der Laden im Mainzer Bleichenviertel ist ein Zuverdienstprojekt in der Trägerschaft der gpe gGmbH (Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen). Hier arbeitet unter Anleitung der Schneidermeisterin Susanne Grosser ein Team von Frauen mit psychischer Beeinträchtigung. Die stundenweise Mitarbeit in Mollywood ermöglicht es den Mitarbeiterinnen, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, sich auszuprobieren, unter Menschen zu kommen, Neues hinzuzulernen, Anerkennung und Selbstachtung zu gewinnen und nicht zuletzt einen kleinen Zuverdienst zu erwirtschaften. „Die Kombination aus sozialer Teilhabe, Teilhabe am Arbeitsleben und ressourcenschonenden Aspekten zieht sich als Leitgedanke durch viele Projekte der gpe“, berichtet Geschäftsführer Jörg Greis. „Wir freuen uns sehr, Partner dieser Kampagne zu sein.“

„Diese Idee kommt gut an“, weiß Bereichsleiterin Martina Rikl von der gpe. „Das erfahren wir auch von unseren Spenderinnen, die seit der Eröffnung des Mollywood vor 15 Jahren hochwertige Kleidung zu uns bringen und ohne die wir nicht so erfolgreich arbeiten könnten.“ Zur gpe gehören unter anderem auch der Bioladen natürlich, die Soziale Stadtimkerei und das Nähwerk, in dem ausgemusterte Uniformen von Polizei und Entsorgungsbetrieben zu Taschen und Kinderkleidung umgearbeitet werden.

Bewusst kaufen – gezielt weitergeben

„Um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, müssen wir mit unseren Ressourcen sorgsam umgehen. Alleine für die Produktion eines Kilogramms Baumwolle sind bis zu 25.000 Liter Wasser erforderlich. Das entspricht rund 100 vollgefüllten Standard-Badewannen“, führte die Ministerin an. Laut EU-Kommission werden nur ein Prozent aller Textilien zu neuen Stoffen verarbeitet. Dabei stehen Textilien als Verursacher von Treibhausgasemissionen an fünfter Stelle. „Allein durch die Verlängerung der Lebensdauer unserer Kleidung von einem auf zwei Jahre können wir die CO2-Emissionen um 24 Prozent reduzieren. Mit einem bewussteren Kauf von Kleidung und der Weitergabe von guten Textilien kann jeder zum Klimaschutz beitragen“, erklärte Höfken. Um dies zu erleichtern, können Secondhand-Läden im Land und vor Ort mit wenigen Klicks auf der Webseite www.muellnichtrum.rlp.de identifiziert werden. So können Bürgerinnen und Bürger mittels einer Karte nicht nur erfahren, welche Cafés, Bäckereien oder Tankstellen Mehrwegpfandsysteme für Heißgetränke anbieten, sondern auch schnell den nächsten Secondhand-Laden ermitteln.

Fotos von oben links: Mollywood-Ladenleiterin Susanne Großer; Umweltministerin Ulrike Höfken, gpe-Geschäftsführer Jörg Greis; Geschäftsbereichsleiterin Martina Rikl; Cordula Zimper, Umweltladen der Stadt Mainz
© gpe

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.