Nichts ist so beständig wie der Wandel

Interview mit Birgit Meyer-Höflich, Bereichsleiterin Gastronomie

Möglichst optimale Rahmenbedingungen schaffen, um die Werkstattmitarbeitenden in die Arbeitsprozesse gut einzubinden, so beschreibt Birgit Meyer-Höflich zusammengefasst ihre Tätigkeit. Das meint insbesondere die Prozesssteuerung der einzelnen Gewerke und Betriebe der Gastronomie. Auch Personalplanung, Rekrutierung, Einarbeitung der Fachanleitungen und die Zusammenarbeit mit den Koordinator*innen für Bildung und Rehabilitation gehören dazu.

Zum Gastro-Bereich der gpe Mainz gehören Kantinen, Schulverpflegung, die Hotelküche sowie der Gast Hof Grün. Die Abläufe und Prozesse sind in allen Bereichen unterschiedlich. Die Kantine in der Hauptverwaltung der Galileo Straße ist nicht produzierend tätig. Hier geht es viel ruhiger zu, wie beispielsweise in der Schule. Dort müssen in den kurzen Pausen mehrere 100 Schüler im Kiosk bedient werden. Im Gast Hof spielt der Kundenservice eine größere Rolle als in den anderen Betrieben.

Meyer-Höflich sagt dazu: „Es ist immer ein Spagat zwischen dem pädagogischen Auftrag, den technischen Gegebenheiten und dem Gewerk. Es ist ein Wechselspiel zwischen dem Kunden, dem Werkstattmitarbeitenden und den Fachanleitungen. Wenn dann zum Beispiel eine technische Störung hinzukommt, dann kann es schon mal turbulent werden.“

„Spannend sind die Veränderungen die bei vielen Werkstattmitarbeitenden im Lauf der Zeit zu erkennen sind. Eine Mitarbeiterin war am Anfang sehr schüchtern und konnte kaum an den Gesprächen teilnehmen, sie hat sich sehr zurückgezogen. Inzwischen ist sie Gruppensprecherin und produziert eigenständig Backwaren. Sie kommt morgens und fragt was produziert werden muss, und begibt sich dann eigenständig an ihre Arbeit. Sie hat eine wichtige Rolle in der Abteilung und darauf ist sie stolz. Das ist uns gemeinsam gelungen mittels sehr individueller Unterstützung, die dazu führte, dass ihr Selbstvertrauen kontinuierlich stärker wurde. In einem anderen Fall kann ein Werkstattmitarbeitender nicht gut lesen und schreiben. Er backt sehr gerne und daher haben wir einige Rezepte nun so bebildert, dass er eigenständig backen kann und damit eine wertvolle Arbeit leistet.

Ein weiterer Werkstattmitarbeitender hat zu Beginn im Bereich Handwerk und Dienstleistung gearbeitet. Dort war er sehr ruhig und zurückhaltend, häufig wirkte er wenig motiviert. Dann hat er in den Gastrobereich gewechselt und begonnen im Service zu arbeiten. Er hat einen tollen Umgang mit den Gästen und ist richtig aufgeblüht, die Arbeit macht ihm Spaß. Er ist kaum wiederzuerkennen“, erzählt Birgit Meyer-Höflich.

Alle Werkstattmitarbeitenden haben die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und auch die Arbeitsbereiche zu wechseln. Wenn jemand was Neues ausprobieren möchte, kann er zunächst ein Praktikum machen. Wenn der Wunsch zu wechseln danach weiterbesteht, wird dieser zeitnah umgesetzt.

Auch die Gastronomiebereiche der gpe Mainz haben mit der aktuellen Situation zu kämpfen. Gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel können nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden. Der Fachkräftemangel ist nach der Pandemie noch stärker ausgeprägt. Es ist zum Teil sehr schwer Stellen nach zu besetzen.

Hierzu Meyer-Höflich: „Unser absoluter Pluspunkt ist, dass wir keine Wochenendschichten haben. Auch abends sind unsere Gastronomiebetriebe geschlossen und Weihnachten ebenso“.

Abschließend erzählt Birgit Meyer-Höflich, was sie an ihrer Arbeit besonders reizvoll findet.

„Im Prinzip weiß ich morgens bei Dienstbeginn nicht, womit ich es heute zu tun haben werde. Im Zweifel heißt es immer Ruhe bewahren, Sicherheit ausstrahlen und die Herausforderungen meistern. Auch nach elf Jahren ist diese Aufgabe weiterhin sehr spannend und macht viel Spaß. Die Arbeit in einem interdisziplinären Team schätze ich besonders, es ist ein dynamisches arbeiten. Stillstand gibt es hier nicht. Es kommen immer neue Trends, auf die wir uns einstellen müssen. Dabei kann ich mitgestalten und die Rahmenbedingungen beeinflussen, so dass hier Menschen gerne arbeiten. Das ist natürlich auch mal anstrengend und herausfordernd. Das Zusammenspiel mit den verschiedenen Kolleg*innen und Abteilungen funktioniert sehr gut, so dass wir uns da gegenseitig stützen.“

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.