Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Heute ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen wurden verfolgt und ermordet. Der Zufall wollte, dass an der Adresse unseres Gemeindepsychiatrischen Zentrums bis zu ihrer Deportation eine jüdische Familie lebte. Vor dem Haus sind drei Stolpersteine verlegt, und in den Räumen der gpe erzählt eine Wandtafel die Geschichte der Familie. Die tägliche Erinnerung macht uns dankbar dafür, dass wir an einer Stätte des Unrechts unser Bestes für eine Gesellschaft geben dürfen, in der alle Menschen gleich viel wert sind.

Die Geschichte des Hauses Kaiserstraße 32

Drei Stolpersteine vor dem Haus Kaiserstraße 32 erinnern an die jüdische Familie Gutmann,  die hier eine Weinhandlung betrieb und ab 1908 auch wohnte. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Auguste Gutmann 1910 die Weinhandlung und zog ihre drei Kinder groß: Amalie, genannt Milly, Anna und Karl.

Ab 1933 war es Juden verboten, ihre Geschäfts-beziehungen mit nichtjüdischen Kunden oder Lieferanten weiterzuführen – mit der Folge, dass die Weinhandlung schließen musste. Milly gelang die Flucht nach England. Auguste und Anna versuchten ebenfalls, nach England zu emigrieren, erhielten dort aber kein Bleiberecht. So reisten sie weiter nach Riga, wo bereits Augustes Sohn Karl mit seiner Familie lebte.

Sie waren jedoch nicht lange in Sicherheit. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurden die Juden in Lettland in Ghettos interniert und fast alle ermordet. Zu den Opfern zählten auch Auguste und Anna Gutmann, ebenso Karls Frau Sonja und ihr 5-jähriger Sohn. Karl Gutmann musste Zwangsarbeit leisten, geriet bei Kriegsende in Gefangenschaft und starb 1945 in einem sowjetischen Lager.

Milly blieb in England. Ihrem Enkel Michael S. Phillips verdanken wir die Geschichte der Familie Gutmann. Am 9. Mai 2018 wurden in seiner Anwesenheit die Stolpersteine vor dem Haus Kaiserstraße 32 verlegt.

Fotos: Amalie Gutmann; Milly, Karl und Anna Gutmann; Szene von 1936 vor dem Haus, in der Mitte Augustes Enkel Anneliese und Max Karl.

Dank an Dr. Hedwig Brüchert

 

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.