Und alles war weg

In einem langen Gespräch mit AZ-Redakteurin Julia Sloboda beschrieb Gast Hof Grün-Mitarbeiter Martin Spangenberg seine Erfahrungen mit der Erkrankung Multiple Sklerose. Die „Krankheit der 1000 Gesichter“ raubte ihm das Gedächtnis, zerstörte seine Zukunftsträume und seinen Lebenswillen. Mit Hilfe der gpe kämpfte er sich ins Leben zurück.

Direkt nach seinem Studium begann Martin Spangenberg ein Volontariat in einem Fachverlag mit dem Ziel, Redakteur zu werden. Bei einer seiner üblichen Rennrad-Touren von Mainz nach Koblenz kannte er dann plötzlich den Rückweg nicht mehr – Gedächtnisverlust ist ein wenig bekanntes Symptom der Multiplen Sklerose. Auf diesen ersten Schub folgte bald der zweite, diesmal mit Bewegungsstörungen. Seither ist Martin Spangenberg in der Uni-Klinik Mainz in Behandlung und er hat gelernt, mit seiner Beeinträchtigung zu leben. Seinen Berufswunsch jedoch musste er aufgeben, und es macht ihm bis heute zu schaffen, dass er das Wissen aus seinem Studium verloren hat.

Vor zwei Jahren kam Martin Spangenberg in Kontakt mit der gpe, wo er eine neue berufliche Orientierung fand. Jetzt arbeitet er im Service des Gast Hof Grün, eine Tätigkeit, die ihm Freude macht. Allerdings brauchte er eine Weile, um zu akzeptieren, dass er nicht bei einer überregionalen Zeitung , sondern in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeitet, wie er offen zugibt. Große Zukunftspläne macht er nicht. Die Idee der gpe, einen regulären Arbeitsplatz in einem Fahrradladen zu suchen, gibt ihm aber Auftrieb.

Er sei jetzt einfach ein anderer Mensch als vor seiner Erkrankung, sagt Martin Spangenberg. Einige seiner früheren Freunde könnten damit nicht umgehen, aber auch das hat er mittlerweile akzeptiert. In der MS-Selbsthilfegruppe, in der er sich engagiert, hat er neue Freundschaften geknüpft.

Der Artikel erschien am 18.1.2020 in der Allgemeinen Zeitung und ist hier als Plus-Artikel nachzulesen.

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.