Upcycling–Taschen aus dem Nähwerk zum Hören

Rrrrtschschsch... So ähnlich klingt es, wenn man den Klettverschluss an der Polizeitasche Luis aufzieht. Das Geräusch ist demnächst im Radio zu hören, denn das Nähwerk hatte Besuch vom SWR. Thema: Upcycling-Taschen. Reporterin Franziska Grothe war über die Polizeitaschen auf das Nähwerk aufmerksam geworden.

Von den beiden Fachanleiterinnen Gabriele Petri und Edith Baumann erfuhr sie, wie es 2013 dazu kam, aus den ausgemusterten grünen Polizeiuniformen moderne Taschen zu fertigen – anstatt die guten Stücke aus hochwertigen Stoffen einfach zu entsorgen.

Polizeiuniformen waren nur der Auftakt

Seither ist eine ganze Serie von nachhaltigen Produkten entstanden. Immer mehr „Lieferanten“ von Ausgangsmaterial für das Upcycling melden sich im Nähwerk, darunter die Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz. Deren leuchtend-orangene Arbeitskleidung setzt knallige Farbtupfer, ebenfalls in Taschenform. Für samtigere Stücke kommen die Polsterstoffe aus einer aufgegebenen Polstererwerkstatt unter die Nähmaschine, und aus den Veranstaltungsbannern für die Mainzer Sommerlichter, den Summer-in-the-city, Hochzeits- und anderen Messen werden praktische Papier- und Taschenflaschen für umweltbewussten Haushalte. Eine große Hamburger Firma schickte überschüssige Arbeitskleidung in Unternehmensfarbe und mit Logo – verbunden mit dem Auftrag, daraus Taschen als Werbegeschenk oder Erinnerungsstück für Pensionierte zu fertigen.

Den gelernten Schneiderinnen Gabriele Petri und Edith Baumann macht es Spaß zu überlegen, was aus den gelieferten Materialien Schönes werden könnte. Dabei haben sie keine fertigen Produkte im Kopf. „Die Ideen entstehen oft aus dem, was uns die alten Stücke vorgeben“, beschreibt Petri den kreativen Prozess. Dann werden Schnittmuster entwickelt und rund 20 Beschäftigte mit psychischen Beeinträchtigungen machen sich an die Herstellung.

Die Produkte aus dem Nähwerk sind in der Kaiserstraße 42 und im Umweltladen der Stadt Mainz zu erwerben. Aufgrund der Corona-Bestimmungen empfiehlt es sich, vorher anzurufen: 0 61 31 / 219 75 97

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.