Wenn Hosen zu Taschen werden – Kleidung der Entsorgungsbetriebe bekommen zweites Leben

Grüne Polizeijacken, bunte Banner und orangene Hosen liegen neben Anzügen, Jeans und Hemden – farbenfroh sieht es aus, in der Schneiderei „Das Nähwerk“ in der Kaiserstraße 32 in Mainz. Nähen, Kürzen, Ändern für Privat- und Geschäftskunden gehören zum Tagesgeschäft. „Upcycling“, also die Wiederverwertung aussortierter Produkte dagegen fordert die ganze Kreativität der Beschäftigten.


Seit einigen Jahren schon produziert „Das Nähwerk“ aus alten Polizeiuniformen Taschen in verschiedenen Variationen. Im vergangenen Jahr wurden die alten Banner des „Interkulturellen Fests Mainz“ zu „Ländertaschen“ umkreiert. Durch diese beiden Projekte wurden nun die Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz auf „Das Nähwerk“ aufmerksam mit dem Ergebnis, dass deren Arbeitskleidung nun auch ein „zweites Leben“ bekommen.
Erst auf den zweiten Blick fällt auf: „Das Nähwerk“ ist keine konventionelle Schneiderei; es ist ein Werkstattbetrieb der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen Mainz.


17 Werkstattmitarbeitende mit einer psychischen Erkrankung und zwei Fachanleiter sowie eine Produktionskraft arbeiten hier. Jeder arbeitet dabei mit seinen individuellen Fähigkeiten und Stärken an verschiedenen Produktionsschritten. Den Mitarbeitenden geben die „Upcycling“-Projekte durch den Gedanken an Nachhaltigkeit Selbstvertrauen, fördern die Kreativität und stärken die Identifikation dem Geschaffenen.
Die Herstellung der Taschen ist in verschiedene Schritte unterteilt. Zuerst werden die Uniformen aufgetrennt. Passende Stellen der Kleidung, die nicht zu stark verunreinigt sind, markieren die Mitarbeitenden mit Schablonen und schneiden diese aus. Beim anschließenden Nähen erhalten die Uniformen ihr „neues Ich“: Aus einer Hose entsteht ein Turnbeutel, die Tasche wird aus einer Jacke und Banner hergestellt. Der Zeitaufwand für ein Produkt ist dabei unterschiedlich: Der Turnbeutel entsteht in rund einem halben Tag; die Tasche erfordert durch den aufwändigeren Zuschnitt (die Suche nach dem „schönsten Teil“ ohne Verschmutzung oder Abnutzung) mehr Zeit. Eines haben alle Produkte aber gemeinsam: Sie sind echte Mainzer Originale, jedes individuell in den Details und garantiert in Handarbeit gefertigt.

Die Taschen gibt es zunächst exklusiv im ui – UmweltInformationsZentrum in der Dominikanerstr. 2 in Mainz.

 

Breite

Höhe

Tiefe

Preis

Tasche Freddi

37 cm

32 cm

8 cm

42,00 €

Tasche Frizzi

25 cm

23 cm

8 cm

38,00 €

Sportbeutel

ca. 42 cm

ca. 42 cm

 

23,00 €

 

Das Nähwerk
Kaiserstraße 32 | 55116 Mainz
Telefon 0 61 31 / 219 75 97
Mo. bis Do. 8.00 bis 16.00 Uhr | Freitag 8.00 bis 14.00 Uhr
dasnaehwerk@gpe-mainz.de
www.gpe-mainz.de

 

 

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CAP-Märkte der gpe in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen

Die gpe muss aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die CAP-Märkte in Mainz-Weisenau und Jugenheim/Rheinhessen schließen.

Gestiegene Lebensmittelpreise führten bundesweit zu einem verändertem Konsumentenverhalten. Es werden zunehmend „Whitelabel“ Produkte, also Eigenmarken, gekauft. Damit sinkt die Gewinnmarge. Bei gleichbleibenden Wert des Einkaufsbons, aber kontinuierlich sinkenden Kundenzahlen und steigenden Energie- und Lohnkosten, entsteht ein erhebliches Defizit. Dies macht es der gpe unmöglich, die Märkte weiterhin als Inklusionsbetriebe zu betreiben.

Mit Vorlage des wirtschaftlichen Halbjahresergebnisses, welches für beide CAP-Märkte jeweils ein Defizit im sechsstelligen Bereich ausweist, musste die Entscheidung getroffen werden, diese zu schließen.

Inklusionsbetriebe sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes mit besonderem sozialen Auftrag. Sie unterliegen den ganz normalen marktwirtwirtschaftlichen Gegebenheiten. Zwischen 25 % und 50 % des Personals sind Menschen mit Behinderung. Inklusionsbetriebe haben daher oftmals einen höheren Personaleinsatz, da nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Den Mitarbeitenden des CAP-Marktes Jugenheim wurde dieser Entschluss Ende  Juli mitgeteilt, die Schließung erfolgt zum 31.10.24.

Seit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe stehen die Mitarbeitenden täglich unter Druck, sich vor Kunden rechtfertigen zu müssen. Zudem werden sie mit Gerüchten und Spekulationen konfrontiert, wie beispielsweise, dass der Markt bewusst nicht mehr vollständig beliefert werde, wenn mal ein Artikel ausgeht, oder dass technische Mängel absichtlich nicht behoben würden. Dies führt zu einer zusätzlichen und erheblichen Belastung für die Mitarbeitenden, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Um eine solche Situation in Weisenau zu vermeiden, haben wir uns entschieden, die Mitarbeitenden zeitnah vor der Schließung zu informieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass für alle eine Weiterbeschäftigung innerhalb der gpe gesichert werden kann. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den psychischen Druck auf unsere Mitarbeitenden zu minimieren und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin ein Teil unseres Unternehmens bleiben werden. Es wird daher keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Als gpe sind wir immer bestrebt neue Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu generieren und zu schaffen. Die Schließung von Betriebsstätten ist auch für uns ein sehr schwerer Schritt.