„Wir reden nicht über Inklusion, wir leben sie“

Vier bunte Marktstände, Menschen, die drumherum sitzen, eine große Leinwand in der Mitte – schon das Bühnenbild der 25-Jahrfeier des ServiceCenters der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen Mainz (kurz: gpe Mainz) unterschied sich deutlich von vergleichbaren Veranstaltungen. Nicht nur die Bühne war bunt, auch die Veranstaltung selbst war fröhlich und locker.

Gefeiert wurde das Jubiläum der Werkstätten mit einer großen Feststunde in der Ludwig-Eckes Halle in Nieder-Olm, an der auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer teilnahm, ebenso viele weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft. Natürlich feierten auch die Werkstattbeschäftigten und viele Mitarbeitende der gpe mit.

Vor 25 Jahren begann die Geschichte der Werkstätten der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen Mainz in einem ganz beschaulichen Rahmen: Montage und Verpackung, Küche und Textilreinigung. Damals befand sich alles noch unter einem Dach in der Rheinhessenstraße 17 in Mainz-Hechtsheim.

Heute gehören zum ServiceCenter, so heißen die Werkstätten für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen mittlerweile, 18 Abteilungen an 14 Standorten. Aktuell finden dort 325 Menschen mit Beeinträchtigungen Arbeit, davon sind 42 Menschen in beschützten Arbeitsplätzen in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes eingesetzt.

 „Das besondere an unseren Abteilungen ist die dezentrale Organisation. Das bedeutet, dass bei uns Menschen mit Beeinträchtigung dort arbeiten, wo auch Menschen ohne Beeinträchtigung arbeiten. Und das nicht irgendwo abgeschottet, sondern mitten im Leben oder wie wir es nennen: mitten im Sozialraum“, erklärt Heike Gielen, Geschäftsbereichsleiterin des ServiceCenters der gpe Mainz. „Wir wollen so viel Normalität wie möglich erreichen: für unsere Klienten, unsere Mitarbeiter und natürlich auch unsere Kunden“, ergänzt gpe-Geschäftsführer Jörg Greis und fährt fort: „Wir reden nicht über Inklusion, wir leben sie.“

„Heute geht uns aber nicht darum, Ihnen die Standorte vorzustellen, wir wollen die Menschen in den Vordergrund stellen, die dort arbeiten, die unsere Kunden sind oder in anderer Weise mit dem Service-Center der gpe verbunden sind“, erläutert gpe-Geschäftsführer Jörg Greis in seiner Einführung. „Deswegen haben wir uns heute für einen etwas anderen Programmablauf entschieden. Wir haben das ServiceCenter in drei thematische Blöcke aufgeteilt: Gastronomie / Handwerk und Dienstleistungen / Berufliche Bildung und Qualifizierung. Der vierte Block ist der Bereich Zentrale Dienste, zu dem beispielsweise das Personalwesen oder die Buchhaltung zählen. Jeder Block hat einen eigenen Marktstand und neben Beschäftigten der gpe haben sich auch Persönlichkeiten aus Politik und dem gesellschaftlichen Leben bereit erklärt, kurz über ihre Erfahrungen mit unseren Werkstattabteilungen zu sprechen. Wir haben kurze Einspieler gedreht, um uns thematisch einzustimmen. Ich freue mich auf interessante Gesprächsrunden und danke den Teilnehmern an den Marktständen“, erklärte Geschäftsführer Greis den Ablauf der Veranstaltung.

An den Marktständen entstanden unter der Moderation von Oliver Mager und Jörg Greis heitere Gespräche, Erinnerungen wurden ausgetaucht und die ein oder andere Anekdote wieder zum Leben erweckt. Aber auch der Ausblick in die künftige Entwicklung der gpe-Werkstattbereiche fehlte natürlich nicht.

Ein besonderes Highlight war das Ständchen des Publikums: fast 400 Sängerinnen und Sängern gratulierten dem gpe-Gründer und langjährigem Geschäftsführer Joachim Storck, musikalisch nachträglich zum Geburtstag.

„Die vergangenen 25 Jahre waren geprägt durch die Öffnung und der Dezentralisierung unserer Abteilungen. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass dieser Prozess voranschreitet. Inklusion soll in unserer Gesellschaft so selbstverständlich werden, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, eine Werkstatt für beeinträchtigte Klienten in einem abgeschotteten Raum zu etablieren, sondern möglichst alle beeinträchtigten und nicht-beeinträchtigten Menschen in einem friedlichen Miteinander leben und arbeiten“, formuliert Geschäftsführer Jörg Greis zum Abschluss seine Wünsche für die kommenden 25 Jahre des gpe ServiceCenters.

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